Stillprobleme lösen: Schmerzen, Milchstau & Stress

Das Thema Stillen beschäftigt fast alle frischgebackenen Eltern. Viele Mütter wünschen sich, ihr Baby lange und problemlos zu stillen. Stillen hat zahlreiche Vorteile: Es liefert deinem Kind genau die Nährstoffe, die es braucht, stärkt das Immunsystem, fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind und ist zudem immer verfügbar – hygienisch, kostenlos und in der perfekten Temperatur. Ein besonderer Bestandteil der Muttermilch sind die sogenannten HMOs (Human Milk Oligosaccharides). Sie gehören zu den komplexen Kohlenhydraten, die Babys zwar nicht direkt verdauen können, die aber eine entscheidende Rolle spielen: HMOs wirken präbiotisch, unterstützen also den Aufbau einer gesunden Darmmikrobiota, fördern die Entwicklung des Immunsystems und helfen dabei, Krankheitserreger im Darm abzuwehren. Muttermilch ist dadurch weit mehr als „Nahrung“ – sie ist ein aktiver Schutz für die Gesundheit des Babys.
Doch in den ersten Wochen nach der Geburt, sieht die die Still-Realität oft anders aus: wunde Brustwarzen, Milchstau, Schlafmangel, Stress und die Sorgen um zu wenig Milch. Dieser Artikel gibt dir Orientierung und Tipps.
Schmerzen beim Stillen – was tun?
Stillen sollte grundsätzlich nicht weh tun. Treten Schmerzen auf, liegt die Ursache häufig am falschen Anlegen. Ein kleiner Positionswechsel oder Unterstützung durch eine Stillberaterin oder Hebamme können schnell helfen. Stillhütchen oder spezielle Cremes lindern vorübergehend, sollten aber nur Begleiter sein. Wichtig ist, die Ursache zu beheben, damit Stillen wieder angenehm wird.
Milchstau erkennen und behandeln
Im Alltag unterscheidet man oft zwischen Milchstau und Mastitis, aber die Übergänge sind nicht klar. Es handelt sich um verschiedene Stadien desselben Problems.
Auch sogenannte Milchbläschen an der Brustwarze können auftreten. Sie entstehen, wenn ein Milchgang blockiert ist. Hier hilft sanfte Pflege, aber kein „Aufstechen“.
Behandlung & Vorbeugung
- Häufig anlegen und die Brust regelmäßig entlasten.
- Keine Überproduktion anregen (z. B. durch ständiges „Nachpumpen“).
- Sanfte Maßnahmen: Kühlung, Ruhe, leichte Massage, Schmerzmittel wenn nötig.
- Bei bakterieller Infektion: Antibiotika nach Rücksprache mit Ärztin/Arzt.
- Probiotika und Lecithin können unterstützend wirken, auch wenn die Studienlage noch nicht eindeutig ist.
Wichtiger Hinweis: Keine starken Massagen oder „Ausmassieren“. Das kann mehr schaden als nützen.
Bleibt der Milchstau bestehen, sollte eine Fachperson hinzugezogen werden, um eine Brustentzündung zu vermeiden. Denn ein Milchstau kann sich zu einer Mastitis (Brustentzündung) entwickeln. Spannend ist hier die Forschung: Eine Mastitis hängt nicht nur mit blockierten Milchgängen zusammen, sondern kann auch mit einem Ungleichgewicht der Mikrobiota in der Brust verbunden sein. Gelangt das bakterielle Gleichgewicht aus der Balance, kann sich das Risiko für Entzündungen erhöhen. Das erklärt, warum manche Frauen trotz guter Stilltechnik wiederholt betroffen sind – und unterstreicht, wie wichtig eine ganzheitliche Betrachtung ist.
Habe ich genug Milch? – Die häufigste Sorge
Die Angst, dass das Baby nicht satt wird, ist weit verbreitet. Anzeichen für eine ausreichende Milchmenge sind genug nasse Windeln, regelmäßige Gewichtszunahme und ein zufriedenes Kind nach dem Stillen. Stillen funktioniert nach dem Prinzip: „Angebot und Nachfrage“. Häufiges Anlegen, ausreichend Ruhe und Flüssigkeit fördern die Milchbildung.
Pre-Nahrung: Ist Flaschennahrung eine gute Alternative?
Viele Eltern fragen sich: „Ist Pre-Nahrung okay?“ Die klare Antwort: Ja. Pre-Milch ist streng kontrolliert, an Muttermilch angepasst und liefert alle wichtigen Nährstoffe. Mittlerweile gibt es auch bestimmte Pre-Nahrungen, die unterstützend auf das Darmmikrobiom wirken. Pre-Nahrung kann ergänzend oder ausschließlich gegeben werden. Wichtig ist, dass Eltern kein schlechtes Gewissen haben: Füttern ist Fürsorge – egal ob Brust oder Flasche.
Kommentar von Katharina Puth-Weinand,
Ernährungswissenschaftlerin und Mama von 2 Kindern:
„Stillen ist die natürlichste Form der Ernährung für ein Neugeborenes – es liefert nicht nur alle wichtigen Nährstoffe, sondern auch Antikörper und gute Bakterien die das Darmmikrobiom und somit auch das Immunsystem stärken. Gleichzeitig dürfen wir aber nicht vergessen, dass jede Stillgeschichte individuell ist. Schmerzen, Milchstau oder das Gefühl, zu wenig Milch zu haben, sind keine Seltenheit und können für große Verunsicherung sorgen.
Wichtig ist: Eltern sollten sich Unterstützung holen und wissen, dass auch Pre-Nahrung eine sehr gute, sichere Alternative darstellt. Entscheidend ist nicht, ob ein Kind an der Brust oder mit der Flasche ernährt wird – sondern dass es liebevoll versorgt und satt wird. Diese Entlastung hilft Eltern, den Druck herauszunehmen und den Fokus wieder auf das Wesentliche zu legen: Nähe, Vertrauen und eine gesunde Entwicklung des Kindes.“